Endometriose ist eine Erkrankung, die Millionen von Frauen weltweit betrifft und oft lange Zeit unerkannt bleibt. Die Symptome variieren stark von Frau zu Frau und können leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden, was die Diagnose erschwert. Tatsächlich vergehen im Durchschnitt 7 bis 10 Jahre, bis eine genaue Diagnose gestellt wird, da die Symptome oft schwer zu interpretieren sind.
Endometrioseherde treten am häufigsten im kleinen Becken auf, insbesondere auf dem Bauchfell, den Eileitern, Eierstöcken und den Gebärmutterhaltebändern. Sie können auch in der Gebärmuttermuskulatur vorkommen. Es ist seltener, dass sie auf oder in den benachbarten Organen der Gebärmutter, wie der Blase oder dem Darm auftreten. Herde außerhalb des kleinen Beckens sind eher selten.
Die Kategorisierung von Endometriose kann komplex sein, da sich die Erkrankung in ihrer Ausdehnung und Verteilung stark unterscheiden kann. Generell wird Endometriose in drei Hauptformen klassifiziert:
- Endometriosis genitalis externa (60-95%): Hierbei handelt es sich um Endometrioseherde im kleinen Becken, die außerhalb der Gebärmutter liegen, wie auf dem Bauchfell, den Eileitern und Eierstöcken. Es gibt verschiedene Stufen dieser Endometrioseform.
- Endometriosis genitalis interna (~40-60%): Diese Form bezieht sich auf Endometrioseherde, die innerhalb der Gebärmuttermuskulatur auftreten.
- Endometriosis extragenitalis (~5%): Hierbei handelt es sich um Endometrioseherde, die sich an Organen in der Nähe der Gebärmutter befinden, wie dem Darm oder der Blase. Auch Endometriose im Bauchnabel, Narben oder die selteneren Fälle von Endometriose am Zwerchfell oder der Lunge fallen in diese Kategorie.
Endometriose zählt zu den häufigsten gynäkologischen Krankheiten. Zwischen 10-15% aller Frauen im Alter zwischen Pubertät und Menopause sind betroffen. In Deutschland wird bei über 40.000 Frauen jährlich Endometriose diagnostiziert. Bei Frauen, die unter starken Menstruationsschmerzen leiden, wird in 45-60% der Fälle Endometriose als Ursache festgestellt. Bei Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch liegt dieser Prozentsatz zwischen 20-50%. Da das Wachstum von Endometriose hormonabhängig ist, nehmen die Beschwerden mit Beginn der Wechseljahre in der Regel ab.
Diagnose der Endometriose
Die Diagnose von Endometriose erfordert ein hohes Maß an Fachwissen und Sorgfalt. Ärzte nutzen eine Reihe von diagnostischen Tests, um ein umfassendes Bild der Erkrankung zu erhalten und andere potenzielle Ursachen auszuschließen. Obwohl der Weg zur Endometriose Diagnose steinig sein kann, gibt es Hoffnung. Mit fortschrittlichen diagnostischen Methoden und einem wachsenden Verständnis für Endometriose können wir den Prozess beschleunigen und den betroffenen Frauen die dringend benötigte Erleichterung bringen.
Anamnese und Gespräch
Bevor spezifische diagnostische Tests in Erwägung gezogen werden, beginnt der Diagnoseprozess der Endometriose in der Regel mit einer ausführlichen Anamnese und einem Erstgespräch. Dieses Gespräch ist entscheidend, um ein vollständiges Bild von den Symptomen, der Krankengeschichte und anderen relevanten Informationen zu erhalten.
Die Ärztin stellt Fragen zur Art und Häufigkeit der Beschwerden, zum Menstruationszyklus, Empfinden beim Geschlechtsverkehr und dem Bestehen eines Kinderwunsches.
- Menstruationszyklus: Wie regelmäßig ist der Zyklus? Wie stark sind die Blutungen? Treten Schmerzen während der Periode auf?
- Schmerz: Wo genau tritt der Schmerz auf? Wie stark sind die Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10? Verändert sich der Schmerz zu bestimmten Zeiten im Monat?
- Symptome: Treten andere Symptome wie Blähungen, Verdauungsprobleme oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auf?
- Familienanamnese: Gibt es in der Familie Fälle von Endometriose oder anderen gynäkologischen Erkrankungen?
- Frühere medizinische Eingriffe: Gab es in der Vergangenheit bereits Operationen oder andere medizinische Eingriffe im Beckenbereich?
- Medikamente: Werden derzeit Medikamente eingenommen oder wurden in der Vergangenheit Medikamente gegen die Symptome eingenommen?
Zusätzlich zur Befragung kann der Arzt oder die Ärztin auch eine körperliche Untersuchung durchführen, um nach Anzeichen von Endometriose oder anderen gynäkologischen Erkrankungen zu suchen.
Es ist wichtig, dass Patientinnen beim Erstgespräch offen und ehrlich sind und alle relevanten Informationen teilen. Dies hilft der Ärztin, ein genaues Bild der Situation zu erhalten und den besten Weg für weitere diagnostische Tests zu bestimmen.
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Körperliche Untersuchung
Die körperliche Untersuchung ist oft der nächste Schritt im Diagnoseprozess von Endometriose. Bei diesem Verfahren tastet die Ärztin die Bauch- und Beckenregion der Patientin ab, um nach möglichen Auffälligkeiten wie Zysten oder Narbengewebe zu suchen. Die Untersuchung kann der Ärztin erste Hinweise auf das Vorhandensein von Endometriose geben. Die körperliche Untersuchung allein kann jedoch nicht immer eine definitive Diagnose liefern. Ihre Hauptfunktion besteht darin, andere mögliche Erkrankungen auszuschließen und den Bedarf an weiteren, spezifischeren Tests zu bestimmen.
Becken-Ultraschall
Der Becken-Ultraschall ist ein bildgebendes Verfahren, das Schallwellen verwendet, um ein Bild des Inneren des Beckens zu erstellen. Dieser Test kann Zysten, Fibrome und andere Anomalien identifizieren, die auf Endometriose hinweisen könnten. Der Ultraschall ist nicht-invasiv und bietet den Vorteil, dass er schnell und schmerzfrei ist. Er funktioniert, indem er hochfrequente Schallwellen aussendet, die von den inneren Strukturen des Körpers reflektiert werden. Diese reflektierten Wellen werden dann in ein Bild umgewandelt, das der Ärztin auf einem Monitor angezeigt wird. Es ist wichtig zu beachten, dass, obwohl der Becken-Ultraschall Anomalien identifizieren kann, er nicht immer zwischen Endometriose und anderen gynäkologischen Erkrankungen unterscheiden kann.
Magnetresonanztomographie (MRI) Aufnahmen
Die Magnetresonanztomographie, besser bekannt als MRI, ist ein weiteres bildgebendes Verfahren, das detaillierte Bilder des Inneren des Körpers liefert. Im Gegensatz zum Ultraschall verwendet das MRI Magnetfelder und Radiowellen, um Bilder zu erzeugen. Hiermit kann oft das genaue Ausmaß und die Lage der Endometriose bestimmt werden. Das MRI kann tiefere und komplexere Läsionen identifizieren, die mit einem Ultraschall möglicherweise nicht sichtbar wären. Darüber hinaus kann die MRI auch andere Veränderungen im Beckenbereich, wie Adhäsionen oder Tumore, sichtbar machen, die bei einer Endometriose auftreten können. Die Verwendung von MRI-Aufnahmen zur Diagnose der Endometriose bietet mehr Genauigkeit und Präzision bei der Lokalisierung der Herde und ihrer Größe. Dies trägt dazu bei, den Behandlungsplan maßgeschneidert auf die individuellen Bedürfnisse und die Schwere der Erkrankung anzupassen.
Laparoskopie-Verfahren
Die Laparoskopie ist ein gängiges Verfahren für die Diagnose von Endometriose. Es handelt sich um ein minimalinvasives chirurgisches Verfahren, bei dem ein dünnes Instrument, das Laparoskop, durch einen kleinen Schnitt neben dem Bauchnabel eingeführt wird. Das Laparoskop ist mit einer Kamera ausgestattet, die es der Ärztin ermöglicht, das Innere des Beckens direkt zu betrachten. Dieses Verfahren ist besonders wertvoll, da es nicht nur eine visuelle Inspektion ermöglicht, sondern auch die Möglichkeit bietet, Gewebeproben für eine Biopsie zu entnehmen.
Biopsieverfahren
Das Biopsieverfahren ist eng mit der Laparoskopie verbunden. Während der Laparoskopie kann die Ärztin eine kleine Gewebeprobe entnehmen, die dann mikroskopisch untersucht wird. Diese mikroskopische Untersuchung kann das Vorhandensein von Endometriumzellen außerhalb der Gebärmutter bestätigen, um einen eindeutigen Nachweis von Endometriose zu liefern. Die Biopsie kann auch helfen, den Schweregrad der Erkrankung zu bestimmen und den besten Behandlungsansatz zu wählen.
Fortpflanzungstests bei der Diagnose von Endometriose
Endometriose kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass Frauen, die Schwierigkeiten haben, schwanger zu werden, auf Endometriose untersucht werden. Es gibt Verfahren, die helfen können, die Funktion der Eierstöcke und der Gebärmutter zu bewerten. Ein solcher Test ist die transvaginale Sonografie, bei der ein Schallkopf in die Vagina eingeführt wird, um die Gebärmutter und die Eierstöcke detailliert zu untersuchen. Dies kann helfen, Veränderungen im Gewebe oder Zysten festzustellen, die auf eine Endometriose hinweisen können.
Speicheltest für Endometriose
In den letzten Jahren hat sich ein neuer Ansatz entwickelt: der Speicheltest für Endometriose. Dieser Test basiert auf der Identifizierung von bestimmten Biomarkern im Speichel, die auf eine Endometriose hinweisen können. Mehr dazu findest du in unserem Artikel: “Endometriose: Tests und Diagnose”.
Endometriose: Prävention, Erkennung und Ausblick
Eine direkte Prävention gegen Endometriose gibt es leider nicht. Dennoch ist es ratsam, bei anhaltenden Unregelmäßigkeiten der Menstruation oder besonders intensiven Schmerzen während der Periode medizinischen Rat einzuholen. Das tägliche Erleben von Endometriose kann für betroffene Frauen variieren, unabhängig von der Ausdehnung oder Position des wachsenden Gewebes. Während einige Frauen kaum Symptome verspüren, können andere unter extremen Schmerzen leiden.
Endometriose kann behandelt, aber nicht vollständig geheilt werden. Nach einem chirurgischen Eingriff, bei dem Endometrioseherde entfernt werden, können die Schmerzen oft gelindert werden. Es besteht jedoch die Möglichkeit eines erneuten Auftretens, wenn das Gewebe wieder zu wachsen beginnt. Eine Hormontherapie kann sowohl präventiv als auch zur Schmerzreduktion eingesetzt werden. Die Therapie von Endometriose erfordert Geduld und kann für die Betroffenen emotional herausfordernd sein.
Weitere Informationen zur Behandlung, den Symptomen und dem Leben mit Endometriose gibt es hier.
Quellen:
Frauenklinik Charité Berlin. Informationen zu Endometriose. https://frauenklinik.charite.de/leistungen/endometriose/
Weltgesundheitsorganisation. Endometriosis. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/endometriosis
Endometriose Vereinigung. https://www.endometriose-vereinigung.de/diagnose.html
Keckstein, Jörg; Saridogan, Ertan; Ulrich, Uwe A. et al. (2021). The #Enzian classification: A comprehensive non-invasive and surgical description system for endometriosis. Acta Obstetica et Gynecologica Scandinavica, 100(7), 1165– 1175.