Lorena S., einer unserer Instagram-Followerinnen, infizierte sich unbemerkt mit Chlamydien, verschleppte nichts ahnend die Infektion und erfuhr erst von ihrer Erkrankung, als sie auch nach unzähligen Versuchen nicht schwanger werden konnte.
Sie hat uns im Interview ihre Geschichte erzählt und wir wollen sie hier mit dir teilen!
Könntest du uns noch einmal deine Geschichte erzählen?
Ja. Leider wird erst jetzt durch die sozialen Medien aufgeklärt. Ich bin leider das beste Beispiel und unfruchtbar.
Ich habe meinen Mann vor 12 Jahren kennengelernt und haben uns auch anfangs geschützt. Aber als es was wirklich Festes wurde, dann nicht mehr und keiner hatte dran gedacht, vorher erstmal zum Arzt zu gehen und auf Nummer sicher zu gehen…
Ich hatte extreme Schmerzen im linken Unterbauch und komischen Ausfluss bekommen. Ich habe Ibus genommen und Intimseife benutzt. Ich dachte, ich wäre unsauber und wollte mit keinem und schon gar nicht mit meinen neuen Partner darüber reden. Bis die Schmerzen so extrem wurden, dass ich zum Frauenarzt ging. Er erkannte eine Zyste. So wurde ich ins Krankenhaus überwiesen. Ich hatte eine Eierstockentzündung (ausgelöst durch Chlamydien), aber keiner sagte mir zu diesem Zeitpunkt, warum ich die Entzündung bekommen hätte. Durch dieses Entzündung wurden meine Eileiter kaputt gemacht. Die Eileiter lassen keine Spermien mehr durch und auch die feinen Härchen in den Eileitern wurden mit zerstört, sodass kein Ei mehr transportiert werden kann und somit eine Befruchtung nicht stattfinden kann. Und das alles MIT 21!
Zehn Jahre später – inzwischen verheiratet – bestand der Kinderwunsch. Pustekuchen! Nach langen Versuchen haben wir dann in der Kinderwunschklinik erfahren, dass wir beide Chlamydien haben und seit 10 Jahren damit herumgelaufen sind und sozusagen Pingpong gespielt haben. Das hat leider alles kaputt gemacht und der Kinderwunsch hat sich damit erledigt! Kein Frauenarzt klärt richtig auf. Ganz schlimm! Und mit 21 denkt man einfach nicht wirklich darüber nach.
Was hättest du über Geschlechtskrankheiten gerne vorher gewusst?
Eigentlich wusste ich gar nichts darüber! Dass es sie gibt, klar. Wie man sich schützt, auch klar. Was sie aber anrichten können, nein!
Was möchtest du jungen Frauen mit auf dem Weg geben?
Neuer Partner? Unbedingt gleich testen lassen, am besten zusammen. Oder halt Kondome. Was mir auch sehr extrem aufgefallen ist – gerade bei der jüngeren Generationen -, dass sie sich auch über Oralverkehr keine Gedanken machen, dass sie sich auch so anstecken können. Kondome kennt jeder aber diese (Leck)-Tücher – so nenn ich sie mal – kennt fast keiner oder sie wissen nicht, warum man sie benutzen sollte. Viel Scham ist damit auch verbunden! Zum Beispiel, dass es schon in der eigenen Familie ein Tabu ist, darüber zu reden.
Wusstest du, dass Chlamydien zu den häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen zählen? Statistiken zufolge sollen sich in Deutschland jährlich mehr als 300.000 Menschen neu infizieren.1 Weil eine Chlamydien-Infektion aber häufig ohne Symptome verläuft, liegt die Dunkelziffer wahrscheinlich noch deutlich höher.
Gerade durch ihren stummen, symptomlosen Verlauf sind Chlamydien so heimtückisch! Eine Infektion wird häufig erst zu spät oder gar nicht bemerkt. Und Folgeschäden können umso schwerwiegender sein.
Im folgenden erfährst du, was Chlamydien überhaupt sind und was du alles über diese sexuell übertragbare Erkrankung wissen solltest.
Was sind Chlamydien?
Chlamydien zählen zu den sexuell übertragbaren Erkrankungen (kurz STIs). Die Abkürzung stammt von der englischen Bezeichnung sexually transmitted infections, was wir umgangssprachlich oft auch Geschlechtskrankheiten nennen.
Chlamydien stellen eine Gruppe von Bakterien dar, die im Allgemeinen neben Entzündungen im Urogenitaltrakt auch Augen, Rachen oder Lungen befallen können. Wir möchten uns hier aber auf den Erreger spezifizieren, der für Geschlechtskrankheiten verantwortlich ist: Und zwar das Bakterium Chlamydia trachomatis. Dieses lässt sich noch einmal in verschiedene Serotypen unterscheiden. Serotypen D-K sind für eine urogentiale Infektion verantwortlich, während Serotypen L1-L3 zu einem sogenannten Lymphogranuloma inguinale oder venereum führen können.
Finde Unterstützung für deine Frauengesundheit
Die urogenitale Infektion
Eine Entzündung des Urogenitaltraktes ist die typischste Verlaufsform einer Infektion mit Chlamydia trachomatis. Dabei siedelt sich das Bakterium in den Schleimhäuten unserer Harnwege und Geschlechtsorgane an und lässt eine Entzündung aufflammen. Doch Vorsicht: Bei ca. 3/4 betroffener Frauen verläuft diese komplett ohne Symptome.
Wir möchten dir hier einen kurzen Überblick darüber geben, zu welchen Entzündungen das Bakterium Chlamydia trachomatis führen kann:
- Entzündung der Harnröhre mit möglicher aufsteigender Infektion
- Beim Mann: Entzündung der Prostata und der Bläschendrüse sowie der Hoden oder Nebenhoden
- Bei der Frau: Entzündung des Gebärmutterhalses, der Eierstöcke bis hin zu entzündlichen Beckenerkrankungen (pelvic inflammatory disease, PID)
Diese Entzündungen können sich durch verschiedene, häufig eher untypische Beschwerden präsentieren. Dazu zählen Ausfluss aus der Harnröhre, veränderter Ausfluss aus der Vagina und beispielsweise vermehrter Harndrang mit Brennen oder Juckreiz beim Wasserlassen. Unspezifische Schmerzen im Unterbauch können auch ein Hinweis auf eine Entzündung der Geschlechtsorgane darstellen.
Das Lymphogranuloma inguinale
Diese Verlaufsform einer Chlamydieninfektion tritt zwar vermehrt in tropischen und subtropischen Ländern auf und ist in unserer Region eher selten, wir wollen sie aber der Vollständigkeit halber dennoch kurz vorstellen.
Die Chlamydien-Subtypen L1-L3 führen nach Infektion zu schmerzlosen kleinen Bläschen sowie Hautgeschwüren in den infizierten Körperregionen, was meist die Intimzone ist. Nach bis zu einem Monat schwellen zusätzlich die Lymphknoten schmerzhaft an. In diesen vergrößerten Lymphknoten kann sich außerdem Eiter in Form von Abszessen ansammeln, die teilweise auch aufbrechen. In einigen Fällen führt das dazu, dass die Lymphbahn sozusagen blockiert und verlegt wird, wodurch der richtige Abfluss nicht mehr gewährleistet wird. Es kommt zu einem Anstau dieser Flüssigkeit, was auch als Lymphödem bezeichnet wird. Die Genitale können dadurch extrem anschwellen und sich vergrößern.
5 wichtige Fakten zum Thema Chlamydien
1- Der häufigste Übertragungsweg ist ungeschützter Geschlechtsverkehr, auch Oralverkehr!
Klar – wie der Name schon sagt, werden sexuell übertragbare Erkrankungen durch ungeschützten Sex übertragen. Doch auch so einleuchtend das klingen mag, in vielen Köpfen ist das noch nicht verankert. Wahrscheinlich auch deswegen, weil immer noch zu wenig Aufklärungsarbeit geleistet wird.
Doch Chlamydien und auch andere Erreger von STIs finden sich in der Schleimhaut von Harnröhre, Vagina, Enddarm und Rachen sowie in der Vaginalflüssigkeit, im Sperma und in geringer Konzentration auch im Urin und im sogenannten Lusttropfen. Und ein Kontakt dieser Schleimhäute oder ein Austausch dieser Körperflüssigkeiten kann leicht zu einer Infektion führen! Noch dazu haben Chlamydien eine besonders hohe Übertragungsrate: Untersuchungen zeigen, dass eine infizierte Person über ungeschützten Sex in 8 von 10 Fällen den Erreger weiter gibt.2
Das größte Risiko, sich mit einer sexuell übertragbaren Erkrankung anzustecken, besteht also in ungeschütztem Geschlechtsverkehr! Doch Achtung: Nicht nur der klassische Geschlechtsverkehr, bei dem die Vagina den Penis aufnimmt, kann zu einer Übertragung führen. Auch bei jeglichen anderen sexuellen Praktiken, egal ob Anal- oder Oralverkehr oder Sex mit Toys, kannst du dich infizieren!
Gehe aus diesem Grund verantwortungsbewusst mit deiner sexuellen Gesundheit um und schütze dich, so sehr du kannst! Auch wenn ein 100%iger Schutz nicht immer erreicht wird, können Kondome enorm zur Risikoreduktion beitragen. Denke auch bei Oralsex daran! Für Cunnilingus gibt es extra sogenannte “Dental Dams” – dünne Latextücher – die hierbei eine Schutzbarriere aufbauen.
Sprich auch mit deinem/deiner Partner:in vor dem ersten ungeschützen Sex über eure sexuelle Gesundheit. Ein gemeinsames Testen ist nicht peinlich, sondern wichtig! Und gibt so viel Sicherheit für die Zukunft. Denn sexuelle Gesundheit darf kein Tabuthema sein!
Da wir einmal über mögliche Übertragungswege von Chlamydien sprechen, ist unbedingt noch zu erwähnen, dass auch während der Geburt eine Übertragung von Mutter auf das Neugeborene möglich ist, die im schlimmsten Falle mit einer Bindehautentzündung, Mittelohrentzündung oder gar Lungenentzündung beim Baby verbunden sein kann. Möchtest du also schwanger werden oder bist es schon, können wir dir nur ans Herz legen, deinen Chlamydien-Status überprüfen zu lassen. Denn eine Infektion während der Schwangerschaft kann auch mit einem gewissen Fehl- und Frühgeburtsrisiko einhergehen. Am Anfang jeder Schwangerschaft wird routinemässig bei Deiner Gynäkologin ein Chlamydien-Test durchgeführt.
2- Eine Chlamydieninfektion kann über Jahre symptomlos verlaufen.
Der große Knackpunkt an sexuell übertragbaren Erkrankungen ist leider, dass sie zum Großteil – besonders bei uns Frauen – symptomlos verlaufen. Bei Chlamydien haben fast 3/4 der betroffenen Frauen überhaupt keine Symptome. Treten Symptome auf, sind diese auch eher unspezifisch und können schnell auf die leichte Schulter genommen oder beispielsweise mit einem einfachen Harnwegsinfekt verwechselt werden.
Doch weil sich STIs oftmals nicht bemerkbar machen, können wir sie unwissentlich in uns tragen! Dadurch können wir sie schnell an unsere Sexpartner:innen übertragen oder eine Infektion verschleppen und es erst an Folgeerscheinungen bemerken.
Eine der größten Enttäuschungen rund um’s Thema STIs ist, dass Krankenkassen die Testung auf sexuell übertragbare Erkrankungen erst dann übernehmen, wenn Symptome da sind. Auch die Kampagne des BZgA wirbt mit dem Slogan “Wenn’s juckt oder brennt im Schritt, dann bitte zum Arzt!”. Sie will dadurch zwar Aufklärungsarbeit leisten, vermittelt aber eine unvollständige Wahrheit. Dadurch entsteht der Anschein, solange man keine Symptome oder Beschwerden hat, sei alles safe. Wie wir aber jetzt wissen: Ein Trugschluss! Unserer Ansicht nach, sollte der Slogan eher heißen: “Ungeschützten Sex gehabt? Lass dich testen!”.
3- Eine Chlamydieninfektion kann langfristige schlimme gesundheitliche Folgen haben, und z.B. zu Unfruchtbarkeit führen.
Die Gefahr einer unbemerkten Chlamydieninfektion liegt darin, dass sie nicht behandelt wird. Doch das kann zu schwerwiegenden Folgen führen! Die Erreger können weiter aufsteigen und so auch in der Eierstockregion oder in den Samenwegen zu Entzündungen führen. In Folge von Entzündungen können sich Flüssigkeitsansammlungen im Unterleib bilden. Dadurch kann der Weg der Eizelle vom Eierstock bis zur Gebärmutter blockiert werden, weil die Eileiter durch entzündliche Prozesse “verkleben”. Das Resultat: Ein erhöhtes Risiko für Eileiterschwangerschaften und sogar Unfruchtbarkeit.
Auch bei Männern können durch Entzündungen die Samenleiter verkleben und dadurch den Transport der Spermien verhindern. Auch Entzündungen im Hoden oder Nebenhoden können den Prozess der Spermienreifung negativ beeinflussen, was die Anzahl qualitativ hochwertiger Spermien verringert und auch die Beweglichkeit der Spermien verschlechtert.
Einer schwedischen Studie zufolge soll das Risiko für Sterilität nach einer Chlamydien-Erkrankung bei ca. 15% liegen, nach 2 Episoden einer Chlamydieninfektion wird das Risiko sogar auf 30% geschätzt.3
4- Eine Chlamydieninfektion ist mit Antibiotika gut behandelbar und somit heilbar.
Eine Chlamydieninfektion nachgewiesen? Keine Angst! Mithilfe von Antibiotika ist diese gut und einfach zu behandeln. Mittel der Wahl ist dabei ein Antibiotikum namens Doxycyclin, was über einem Zeitraum von 7-14 Tagen eingenommen werden muss. Beachte: Dein Sexpartner bzw. deine Sexpartnerin sollte sich unbedingt auch mitbehandeln lassen -und zwar gleichzeitig! Sonst ist eine erneute Infektion nach Therapie sofort wieder möglich.
5- Man kann sich inzwischen ganz einfach von zu Hause auf Chlamydien testen und behandeln lassen.
Wir haben es schon kurz angeschnitten: Ein Hauptproblem in Bezug auf STIs ist, dass die Krankenkasse fast keine Kosten für das präventive Testen auf sexuell übertragbare Erkrankungen übernimmt.
Eine Ausnahme: Du kannst dich bis einschließlich zum 25. Lebensjahr einmal pro Jahr kostenlos auf Chlamydien bei deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin testen lassen. Vielen wissen das leider nicht, weil es vor Ort häufig nicht explizit empfohlen oder angeboten wird. Sprich also beim nächsten Besuch dein Arzt oder deine Ärztin darauf hin an. Und nimm das Angebot – auch wenn du keine Symptome hast – an!
Außerdem ist die Testung auf Chlamydien, Syphilis, Hepatitis und HIV bei Schwangeren in der Vorsorge enthalten. Doch das bleiben die beiden einzigen Fälle, in denen die präventive Testung auf STIs über deine Krankenkassenkarte läuft.
Dazu kommt, dass bei deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin häufig nur auf einzelne Erreger getestet wird, solltest du unbedingt einen Test wollen. Das bedeutet, jeder Erreger braucht einen eigenen Test. Und jeder Test muss wiederum selbst bezahlt werden, da diese in der Regel sogenannte IgeL sind (individuelle Gesundheitsleistungen). Ein Beispiel: Ein Gonokokkentest kostet ca. 35€ und ein Chlamydientest nach dem 25. Lebensjahr ca. 40€.
Daher haben wir einen Test für Frauen entwickelt, der 9 Krankheitserreger testet, die für deine sexuelle Gesundheit relevant sind. Unseren Geschlechtskrankheiten-Test!
Mithilfe dieses Tests kannst du dich präventiv auf 9 der wichtigsten Erreger testen lassen – und das einfach und bequem von zu Hause aus. Danach wird dein Test in einem unserer Labore analysiert und das Ergebnis zu dir zurück gesendet. Außerdem hast du die Möglichkeit, deinen Befund mit einer bei FEMNA aktiven Ärztin zu besprechen. Sie kann dir auch ein Rezept zur Therapie ausstellen, welches du bei dir vor Ort einfach in der Apotheke einlösen kannst.
Wir empfehlen dir außerdem, direkt einen Test für deine Partnerin oder deinen Partner mitzubestellen, um zu vermeiden, dass ihr euch nach Therapie wieder gegenseitig ansteckt (Ping-Pong-Effekt). Wir bieten auch einen Test für Männer an.
Ein Wort zum Schluss
Wir hoffen, wir konnten dir in unserem Artikel verdeutlichen, wie wichtig es ist, verantwortungsbewusst mit seiner sexuellen Gesundheit umzugehen. Leider ist es auch heutzutage immer noch so, dass viel zu wenig über sexuell übertragbare Erkrankungen gesprochen wird, weil es oftmals auch mit viel Scham verbunden ist. Doch sexuelle Gesundheit darf kein Tabuthema sein! Weder zwischen dir und deinem/deiner Partner:in, noch in der Öffentlichkeit.
Der leichtsinnige Umgang damit und das Schweigen darüber machen Geschlechtskrankheiten, einschließlich Chlamydien, so heimtückisch. Ohne sich bemerkbar zu machen oder Symptome zu verursachen, können sie zu weitreichenden und schwerwiegenden Folgen führen. Die teilweise erst viele Jahre später ans Licht kommen. Denn nicht die Behandlung stellt ein Problem dar, sondern das Entdecken der Infektion.
Wir von FEMNA stehen dir zur Seite und bieten die Möglichkeit, mit dem Geschlechtskrankheiten-Test eine Infektion frühzeitig aufzudecken und sie direkt behandeln zu lassen.
Quellen
(1) https://www.aerzteblatt.de/archiv/47702/Chlamydien-eine-heimliche-Epidemie-unter-Jugendlichen-Praevalenzbeobachtung-bei-jungen-Maedchen-in-Berlin
(2) https://www.quarks.de/gesundheit/darum-muessen-wir-ueber-geschlechtskrankheiten-sprechen/
(3) https://www.pharmazeutische-zeitung.de/inhalt-04-1997/medizin1-04-1997/
https://www.aidshilfe.de/chlamydien
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Chlamydiosen_Teil1.html